Rembrandt van Rjin gehörte seinerzeit bereits zu den Meistern der Malerei und auch noch heute gilt er als meisterhafter Künstler. Auch wenn er verarmt starb, sein Name überdauerte und ging in die Kunstgeschichte ein. Doch wird Rembrandt meist in Verbindung mit Malerei gesetzt, das umfangreiche graphische Werk des Künstlers scheint hingegen häufig im Hintergrund zu verschwinden. Doch auch hier zeigt sich sein feinsinniges Können und Talent Szenen und Sujets mit nur wenigen Strichen eindrücklich darzustellen. In seinem graphischen Werk inspiriert er und zeigt seine künstlerischen Fähigkeiten.
„Kein Künstler der Vergangenheit ist den Schaffenden von heute so gegenwärtig wie dieser. Wir wissen von den Impressionisten, daß sie, von Ehrfurcht bewegt, vor diesen unendlichen Dokumenten standen. Wir kennen die entflammten Briefe, die Vincent van Gogh aus dem Haag an den Bruder schrieb. Wir wissen, daß die heroische Synthese, die Marées und Cézanne schufen, ohne die Erinnerung an Rembrandt undenkbar war. Und wir wissen, daß gerade der jungen Generation, die heute an der Arbeit ist, das Werk Rembrandts als verwirklichtes Gleichnis eigener Strebung gilt.“[1]
Das Wallraf-Richartz-Museum in Köln zeigt bis zum 12. Januar 2020 eine Ausstellung, die sich dem graphischen Werk Rembrandts widmet, „Rembrandts Graphische Welt – Experiment. Wettstreit. Virtuosität“. Im Zuge des 350. Todestages des berühmten Meisters, entstand die kleine Ausstellung und beleuchtet das künstlerische Schaffen von einer anderen Seite. Gezeigt werden 30 Radierungen des altniederländischen Meisters Rembrandt (1606 – 1669).
Kleine Ausstellung mit graphischen Arbeiten
Wohl bedacht wurde diese kleine Ausstellung früher eröffnet als die derzeit parallellaufende und großangelegte Ausstellung „Inside Rembrandt“, so wurde den Besuchern bereits im Vorfeld die Möglichkeit gegeben, sich mit Rembrandts Graphiken auseinanderzusetzen. Denn im Hinblick auf das gesamte Werk und die große Ausstellung mit einem Überblick über weite Strecken des Lebens des Künstlers kann die graphische Ausstellung schnell untergehen, gerade auch durch die räumliche Trennung beider Schauen. In der großen Ausstellung sind daneben weitere Graphiken zu finden, doch sind diese im Kontext mit den Gemälden ausgestellt und ohne Fokus auf die Graphik als alleinstehendes Medium. In der kleineren Ausstellung mit den gezeigten Radierungen sind diese wohl ausgewählt als alleinstehendes Medium im Dialog miteinander selbst kuratiert.
„Im siebzehnten Jahrhundert hat Rembrandt mit seinem Pinsel oder mit seiner Radiernadel wirkliche Porträts gemacht. Mein Lehrer Gustave Moreau sagte, daß mein vor diesem Meister nur Grimassen gemalt habe, und Rembrandt selbst konstatierte, daß sein ganzes Werk nur aus Porträts bestand. Ich merke mir dieses Wort, es scheint mir richtig und tiefschürfend.“(Henri Matisse, Porträts, 1954) [2]
Rembrandts Talent als Graphiker
Rembrandt war kein ausgebildeter Radierer, das hielt ihn dennoch nicht davon ab, sich mit dem Medium der Graphik und dessen Technik gezielt und im Detail auseinanderzusetzen. Und die Kupferplatte, auf der die Radierung mit Nadel und Stichel ausgeführt wird, war für ihn von Bedeutung, ähnlich der Leinwand als Maluntergrund. Hierbei arbeitete er sich fast bis zur Perfektion und mit voller Leidenschaft ab. Er experimentierte viel und versuchte sich an verschiedenen technischen und innovativen Lösungen. Dabei schaffte er es, im Gegensatz zu einigen seiner Zeitgenossen, die Darstellungen naturalistisch wirken zu lassen, gleichzeitig aber auch Emotionalität und Gefühlstiefe zu schaffen. Die kleinformatigen Radierungen ziehen den Betrachter durch eine detaillierte Zeichnung und eine ausgewogene und spannenden Komposition in das Werk hinein. Dabei sind die Kompositionen oft dynamisch, lebendig und virtuos. Oft sind es keine flüchtigen Momente, sondern inszenierte Situationen, die Rembrandt gekonnt darzustellen zu versucht.
Ab 1620 begann Rembrandt mit der Technik der Radierung zu arbeiten und entwickelte hierbei eigenständige künstlerische Ideen. Seine Graphiken wirkten durch seine ausgefeilte Arbeit malerisch. Dies gelang nicht jedem Künstler in der Weise, wie Rembrandt es umsetzen konnte. In der Wahl des Papieres unterschied sich der Meister von seinen Zeitgenossen, anstelle des üblichen Büttenpapieres wählte er Japanpapier, um der Radierung allein durch das Papier eine besondere Qualität zu verleihen. Er verwendete die Radiernadel fast wie einen Bleistift.
Porträts, Landschaften und biblische Szenen
In der Ausstellung werden unter anderem Selbstbildnisse und Landschaftsbilder von Rembrandt gezeigt. Diese treten in den Dialog und die Gegenüberstellung mit ähnlichen Kompositionen von Albrecht Dürer, Lucas van Leyden und Jacques Callot. Dies zeigt, dass Rembrandt sich auch in diesem Medium nicht davor scheute in den Konkurrenzkampf zu treten, er ließ den Vergleich mit anderen Künstlern zu. Im weiteren Verlauf der Kunstgeschichte dienten Rembrandts Graphiken als Vorlage und Inspirationsquelle für jüngere Künstler und spätere Generationen. So zeigt die Ausstellung abschließend Arbeiten von Giovanni Castiglione und Max Beckmann, die sich in ihrer Arbeit auf Rembrandt beziehen.
Ein Fokus des graphischen Schaffens Rembrandts liegt daneben auch auf biblischen Szenen und Inhalten. Vornehmlich Themen des Neuen Testaments fanden Eingang in das Werk. So werden in der kleinen Ausstellung auch die Arbeiten „Abraham, die Engel bewirtend“ und die „Drei Kreuze“, in denen Rembrandt biblische Themen als zentrales Motiv wählte, gezeigt.
Die dargestellten Szenen, Landschaften und Porträts sind detailliert und fein gezeichnet, so dass der Druck eine Vielfalt an Kleinteiligkeit und Detailtreue bietet. Um die Dreidimensionalität zu erzeugen, erschuf Rembrandt hellere und dunklere Bereiche im Bild. Die Radierungen wirken plastisch und lebendig.
Rembrandts virtuoser Umgang mit den Materialien
Der Meister Rembrandt war berühmt für die Darstellung von Hell- und Dunkel-Kontrasten und seinem gekonnten Einsatz von Licht in seinen Gemälden. Und auch Rembrandts Graphiken zeigen ein zeichnerisches Können und eine spannende Darstellungsweise, auch ohne das virtuose durch Ölfarben gezeichnete Licht. Er schafft es, ohne Farben, Lichteindrücke und Hell-Dunkel-Stimmungen zu erzeugen. Rembrandts Graphiken stehen nicht im Schatten seiner Malerei, sie bilden ein eigenständiges Repertoire an Ausdruck. Trotz der vorgegebenen Flächigkeit des Papiers und ohne Farbe als Mittel des Ausdrucks, schafft es der Meister, den Figuren und Szenen Plastizität und Lebendigkeit zu verleihen. Auch Schatten und Lichteffekte setzt er mit Kenntnissen der Materialien und seinen Fähigkeiten zu zeichnen gekonnt um.
Das Werk Rembrandts ragt heraus, in allen seinen Facetten, nicht nur in der Malerei besticht er durch sein Können, nein, auch in der Graphik zeigte er seine Virtuosität und Talent in der Umsetzung und beeinflusste so nachfolgende Generationen.
„Rembrandt ist ein Genie. Er gehört zu den ganz wenigen unter all den hervorragenden holländischen malern des 16. Jahrhunderts, die den Betrachter wirklich packen. Seine Bilder und Grafiken ziehen förmlich in sich hinein.“[3]
[1]Zitat von Kurt Pfister, „Rembrandt: Religiöse Legenden, 1920, S.11, in: Experiment, Wettstreit, Virtuosität. Rembrandts graphische Welt“, von Buschhoff, Anne.
[2]Zitat von Henri Matisse in: „Experiment, Wettstreit, Virtuosität. Rembrandts graphische Welt“, von Buschhoff, Anne, im Katalog zur Ausstellung, Wallraf-Richartz Museum, 2019, S. 17.
[3]Erik Hinterding, Kunsthistoriker und Kurator: https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/sendung/rembrandt-ausstellung-amsterdam100.html.
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