Kunstwerkbesprechung: Julia Scher „Security by Julia X“, 1991, Museum Ludwig Köln

Im Untergeschoss des Museum Ludwigs (Köln) findet sich der Raum, der Julia Schers Installation „Security by Julia X“ von 1991 beherbergt. 

Die 1954 geborene US-amerikanische Künstlerin beschäftigt sich in ihrer Kunst mit der zunehmenden Überwachung durch elektronische Medien. Heute nach wie vor ein aktuelles Thema. Sie kombiniert Videoüberwachung und computergesteuerte Sicherheitstechnologien in ihren Arbeiten miteinander.

Inspiriert wurden ihre Arbeiten durch den französischen Philosophen Michel Foucault und den Soziologen Gary T. Marx. Julia Scher ist Professorin für Medienkunst an der KHM (Kunsthochschule für Medien) in Köln.

Security by Julia X

Security by Julia X

Private und öffentliche Räume vermischt die Künstlerin in ihren Arbeiten. Die Installation von 1991 trägt den passenden Namen „Security by Julia X“. Diese Serie entstand 1988.

Zentral im Raum steht ein in pinkfarbenes Camouflage gehülltes Pult, auf dem sich drei ältere Monitormodelle befinden. An den Wänden des Raumes werden bei einem zweiten Blick dann auch die Kameras auffällig, die jeden Schritt des Betrachters überwachen und verfolgen. Sichtbar werden diese Schritte dann auf den Monitoren, je nach Blickwinkel. Auf dem Boden sind die Reichweiten der Kameras mit schwarzem Klebeband markiert. Es ist im Grunde die absolute Überwachung des Raumes. Und Überwachung ist Julia Schers Thema, das sie in ihren Kunstwerken nur allzu gerne behandelt. Die Installation kann beklemmend wirken, wird einem diese totale Überwachung bewusst. Der Besucher beginnt zu hinterfragen. Muss das sein bzw. muss jeder meiner Schritte überwacht werden? Ist das auch an anderen Orten so? Wo bleibt denn da meine Privatsphäre?

Detail: Security by Julia X

Die Installation bzw. die Einzelteile der Arbeit, die Monitore und Kameras muten altertümlich an, denn es ist nicht die neuste Technologie. Heutzutage können die Kameras so klein sein, dass sie gar nicht mehr wahrgenommen werden, auch die Monitore sind heute flacher. 

„Guard will be back momentaly“

Auf dem Pult oder dem Empfangsschalter steht ein Schild mit dem Hinweis, dass der Wachmann nicht da ist, aber gleich kommt. „Guard will be back momentaly“. Zudem liegt eine Uniformmütze, auch in pink gehalten, als Verweis auf den fehlenden, aber noch kommenden Wachmann neben den Monitoren. 

Die Bildschirme zeigen nicht nur Videos mit den aufgenommen Besuchern im Moment des Betretens des Raumes, sie zeigen daneben auch Gewaltszenen, aufgenommen auf Videos in überwachten Gebäuden. Das beklemmende Gefühl zu Anfang steigert sich so. Es schärft das Bewusstsein dafür, was Überwachung bedeuten kann. Man sieht alles, zeichnet es auf, doch kann die Videoaufnahme auch helfen? Kann durch die Überwachung Gewalt eingedämmt werden, kann wirklich Schutz geboten werden? Oder suggeriert sie lediglich Schutz, dringt jedoch nur in die Privatsphäre der Menschen ein? Will Menschen nur auf Video festhalten? All diese Fragen stellen sich unbewusst ein beim Betreten der Installation und gleichzeitig wird er Teil der Arbeit. 

Pinkfarbenes Camouflage

Das Camouflage Muster des Pultes hat zweierlei Bedeutungen. Zum einen erinnert es an den amerikanischen Militäreingriff in Kuwait zu der Zeit als das Kunstwerk entstand, 1991. Und zum anderen ist es eine Reminiszenz an Andy Warhols Camouflage Bild. 

Seit Mitte der 1980er Jahren beschäftigt Julia Scher schon mit dem Thema der Überwachung. Und dieses Thema scheint über die Jahre an Aktualität nicht verloren zu haben. 

Julia Scher beschäftigt sich hierbei sowohl mit der Technologie, die in der Überwachung benötigt wird, als auch mit den Auswirkungen dieser. Wie wirkt eine Überwachung psychologisch auf einen Menschen aus? Und wie ist es gesellschaftlich zu sehen? Inwieweit verändert sich die Gesellschaft mit einer Überwachung, gibt es Akzeptanz oder Widerstand?

Überwachung

Die Frage nach der Überwachung ist ambivalent, so ist auch das Interesse Schers an dem Thema. Einerseits lehnt die Mehrheit der Bevölkerung eine ständige Überwachung ab, denn sie dringt in die Privatsphäre, gar in die Intimsphäre, des Menschen ein. Doch andererseits bietet sie uns Schutz, hilft bei der Aufklärung von Verbrechen und kann so einem guten Zweck dienen.

Videoüberwachung im öffentlichen Raum

Daher stellen sich hier die Fragen, ob wir uns einfach mit der Überwachung abfinden oder aber brauchen wir sie, um uns sicher zu fühlen? Wieviel Überwachung sollte erlaubt sein? Haben wir uns schon zu sehr daran gewöhnt, sind wir abgestumpft oder ist es uns egal, überwacht, beschattet zu werden?

Das Thema überschreitet Grenzen. Julia Scher hinterfragt diese Grenzen und lotet die Gefahren und die Ideologie der Überwachungssysteme aus. Sie erkundet in ihren Installationen und Performances die Machtverhältnisse, die Kontrolle und die Verführung. Zudem hinterfragt sie unser gesellschaftliches Zusammenleben auf dieser Grundlage mit ihrer Kunst. Scher gibt dem Betrachter keine Richtung vor, keine Antwort, ob Überwachung notwendig ist oder eben nicht.

Sicherheit und Security

Sie lässt ihn sich selbst fragen, mit wieviel er klar kommt und wo die Grenze bei jedem selbst verläuft. Doch ändern geht nicht immer, im öffentlichen Raum gibt es Kameras, in Banken etc. Dort werden wir überwacht, ob wir wollen oder nicht. Aber bei jedem zu Hause, kann jeder für sich selbst entscheiden.

To be continued …

Die Kunstwerke Schers sind dabei nicht einseitig, sie zeigt nicht nur die Überwachung und deren Technologie, die Installationen implizieren auch die Überwacher und den Überwachten selbst. Überwacher beobachten, analysieren und identifizieren am Ende den Überwachten bzw. Das Objekt der Bewachung. 

 

Details:

Titel: Security by Julia X

Jahr: 1991

Installation aus Kameras, Monitoren, Pult, Mütze

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