Anmut und Grazie. Eleganz und Harmonie. Dennoch auch Leichtigkeit. Edgar Degas verstand es dies in seinen Werken, sei es auf Leinwand mit Öl oder auf Papier mit Pastellfarben, zu verbinden und zu verewigen. Der Französische Künstler hatte eine Vorliebe für das Motiv der Tänzerin. Das Ballett und seine Protagonistinnen, in Bewegung oder wartend, waren sein zentrales Bildthema.
Der 1834 in Paris geborene Künstler kam schon früh mit der Kunst in Berührung, er wuchs in einem kulturell aufgeschlossenen Umfeld auf. „Sicher ist Degas der größte Künstler unserer Zeit.“, so Camille Pissarro im Jahr 1883. „[…] ununterbrochen vorstößt und in allem, was uns umgibt, Eigenartiges findet.“
Oft fälschlicherweise den Impressionisten zugeordnet, stellte er doch einige Male mit ihnen aus, war Degas kein Impressionist. Seine Kunst hat einen anderen Ausdruck, einen anderen Ursprung, einen anderen Sinn. Seine letzte Teilnahme an einer Ausstellung der Impressionisten fand im Jahre 1886 statt, hiernach distanzierte er sich. Er sah sich selbst als unabhängiger Künstler mit einer eigenen Handschrift. Degas orientierte sich an den Alten Meistern und war so Verbindung zwischen alt und neu, klassisch und modern. Gemeinsam ist dennoch das Gespür für Licht und Farbe, doch arbeitet Degas nicht in der freien Natur, sondern im Atelier. Seine Linienführung ist exakter, seine Komposition klarer und strukturierter. Die Bewegung war Degas wichtig. Stilistisch orientierte sich der französische Maler zunächst an Jean-Auguste Dominique Ingres. Ähnlichkeiten in Stil und Linienführung werden bei einem Vergleich beider deutlich. Doch während seiner künstlerischen Entwicklung prägte sich seine eigene Handschrift, seine Bilder wurden dynamischer, mit mehr Bewegung und wirken dadurch lebendiger und wirklicher. Spontaneität und Leichtigkeit vermag Degas durch Anmut zu vermitteln. Degas sagte selbst: „Es hat nie eine weniger spontane Kunst gegeben als die meine. Was ich mache, ist das Resultat des Nachdenkens und des Studiums der großen Meister. Von Inspiration, Spontaneität, Temperament […] weiß ich nichts.“
Seine Sicht auf die Welt stand bei Degas im Fokus, nicht aber die Abbildung der Wirklichkeit, es war eine romantische Vorstellung. Einige seiner Bilder wirken wie spontane Fotografien, da sie ausschnitthaft wirken, den Moment festhalten.
Degas schuf viele Porträts, in seinem zarten und feinen Stil, der Bildaufbau stets harmonisch. Seine Bildthemen waren nur wenige, aber diese arbeitete er gekonnt und filigran aus. Balletttänzerinnen, Jockeys und Pferde, Frauen im Bad und das Pariser Nachtleben standen bei ihm Mittelpunkt des Schaffens. Bekannt wurde er aber vornehmlich durch seine Tänzerinnen, in Öl auf Leinwand, daneben entstanden zahlreiche Zeichnungen mit Pastellfarben, die er für sich als perfektes Medium entdeckte. Er selbst sah in seinen Zeichnungen sogar einen höheren Wert als in seiner Ölmalerei.
Ein weiteres beliebtes Thema von Degas war die Frau an sich in verschiedenen Handlungen versunken, besonders beim Bad, beim Waschen oder Frisieren. Er sagte einmal: „Bis jetzt ist das Nackte immer in Posen wiedergegeben worden, die eine Zuhörerschaft voraussetzen, aber diese Weiber von mir sind ehrbare, schlichte Menschenkinder, die keine anderen Interessen haben, als die, welche in ihrem physischen Zustand begründet liegen… Es ist, als ob man durch ein Schlüsselloch guckte.“ Hierbei zeigte er die Frau nicht idealisiert, wie es in der akademischen Malerei diktiert wurde, die Dargestellte blieb in ihrer Natürlichkeit dargestellt.
Es gibt weit über 200 Werke Degas, in denen er sich mit dem Ballett beschäftigte, meist Tänzerinnen hinter den Kulissen, bei der Probe oder beim Ausruhen vor der Aufführung. Ende der 1850er Jahre wandte er sich dem Motiv des Urbanen zu, dem Leben in der Großstadt, vor allem dem der Pariser. Dabei suchte Degas nach neuen und spannungsgeladenen Raumkompositionen. Charakteristisch für ihn war, dass die Handlung am Rande des Bildes stattfand, eine dezentrale Komposition also. So wurde er für seine Großstadtszenen von Kunstkritikern seiner Zeit stark kritisiert, entsprachen die Arbeiten nicht der Tradition der klassischen französischen Malerei. Doch er hielt so das Zeitgeschehen seiner Zeit fest, dokumentierte das damalige Leben.
Die Gattung des Porträts begleitete ihn das ganze Leben bis zu seinem Tod, dabei präferierte er Freunde oder Familienmitglieder, Menschen, die er kannte. Meist behielt er die Gemälde auch und verkaufte sie nicht. Die Abbilder seiner Liebsten zeichneten sich durch eine hohe psychologische Beobachtungsgabe aus. Er konnte das Innere nach außen kehren.
Als er die Pastellmalerei für sich entdeckte, entwickelte sich sein Werk in eine Richtung, die von seinen Künstlerkollegen bewundert wurde. Er entwickelte für sich eine eigene Art der Technik, er trug die Pastellfarbe Schicht für Schicht auf, wobei er jede einzelne Schicht mit einem Fixativ fixierte, dessen Rezeptur er aus Rom mitgebracht hatte. Durch diese Technik wirkten die Farben leuchtender und erinnerten an die Freskomalerei.
So wunderschön und zart sein Werk auch war, seine Persönlichkeit jedoch war schroff und rau. Im Laufe seines Lebens verlor er deshalb viele Freunde. Daneben war Edgar Degas auch bekannt als Antisemit. Das schmälert sein Werk nicht, denn in seiner Malerei war er nicht politisch oder unangenehm. Es gab keine negativ begleiteten Botschaften. Dennoch ist es bedauerlich, dass Degas ein talentierter Maler mit einer unangenehmen Persönlichkeit war. Darüber hinaus ist allerdings über die Person Edgar Degas nur sehr wenig bekannt.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte er vermutlich bei seiner Nichte, er verlor immer mehr seine Sehkraft, so dass er die Ölmalerei nicht mehr ausführen konnte. Jedoch wandte er sich dann der Bildhauerei zu und schuf einige Plastiken, ca. 150 Skulpturen sind noch erhalten. Im Jahr 1917 starb er, vereinsamt. Seine Kunst blieb erhalten und bewundert. Wunderschöne, anmutige und harmonische Werke, die eine Leichtigkeit des Lebens vermitteln können.
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