Eine Kurzführung durch die Ausstellung „Das Bauhaus – Alles ist Design“ als Muttertags-Special
30 Minuten mit Dr. Nicole Birnfeld
Letzten Sonntag war einer der vielleicht schönsten Tage für viele Mütter: Muttertag. Für diesen besonderen Tag bot die Bundeskunsthalle in Bonn ein besonderes Angebotspaket: eine Kurzführung durch die Ausstellung „Das Bauhaus – Alles ist Design“ und ein Schmuckworkshop bei dem alle Teilnehmer eine Kette oder Brosche im Stil des Bauhauses selbst designen und mitnehmen durften. Im Angebot enthalten war auch ein Glas Prosecco im Dachcafé, das bei dem sonnigen Wetter wunderschön, aber auch recht gut gefüllt war.
Die Ausstellung stellt das Bauhaus des frühen 20. Jahrhunderts vor und stellt die Exponate, die teilweise noch nie gezeigt wurden, zeitgenössischen Entwicklungen und Werken gegenüber. So wurde die Ausstellung in vier Themengruppen gegliedert und veranschaulicht die gesamte Entwicklung mit Blick auf die Einflüsse auf die Gesellschaft. Vertreten sind Künstler und Designer wie Marianne Brandt, Walter Gropius, Oskar Schlemmer, Lyonel Feininger oder Olaf Nicolai. Zunächst wird das Bauhaus in den historischen und sozialen Kontext gesetzt, weiter geht es dann mit der Vorstellung einiger Designobjekte, bekannte und bisher nicht gezeigte Werke. So wird die Entstehungsgeschichte näher beleuchtet. Im dritten Bereich beleuchtet die Ausstellung die öffentlichen Wahrnehmung, die Dokumentation und die Kommunikation des Bauhauses. So wird zum Beispiel veranschaulicht wie sich Klischees und Mythen gebildet haben. Im letzten Abschnitt wird der Raum einbezogen und welche Beziehung und Wirkung Raum und Design miteinander eingehen. Design sollte in alle Lebensbereiche übertragen werden.
Das Bauhaus wurde 1919 von Walter Gropius als Kunstschule in Weimar gegründet und gehörte zu den einflussreichsten Institutionen der Kunst des beginnenden 20. Jahrhunderts. Das Bauhaus sollte Kunst, Architektur, Design und Handwerk miteinander verbinden und so eine Verschmelzung von Design und Funktionalität schaffen. Im Jahr 1925 zog das Bauhaus von Weimar nach Dessau und 1932 dann nach Berlin, wo es bis 1933, dem Beginn des nationalsozialistischen Regimes bestand. In der Zeit des Dritten Reiches wurde es durch die Nationalsozialisten verboten. Aber bis heute wirkt das Bauhaus beeinflussend auf die verschiedenen Gebiete der Kunst, des Designs und der Architektur.
„Die Bauhausideen waren revolutionär und sind noch heute gültig. Zu einer Zeit, als man nach einer neuen Lebensweise suchte, brachte Walter Gropius Kunst, Architektur, Design und Handwerk zusammen.“ Eva Eisler, Architektin und Designerin (Quelle: Bundeskunsthalle, Pressetext)
Noch heute verbindet man mit dem Bauhaus funktionales und schlichtes Design. Schlicht sind die Stücke sicherlich, aber die Funktionalität ist bis heute ein verhaftetes Klischee. Nicht immer waren die Möbel oder Lampen auch alltagstauglich. Eine Einteilung in einen gemeinsamen Stil der Künstler ist nicht möglich. Das Bauhaus beeinflusste und verband verschiedene Strömungen und Stile miteinander. Der Grundgedanke die Kunst von der Industrialisierung zu trennen und das Kunsthandwerk wiederzubeleben, blieb die Basis aller Ideen und Konzepte. „Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau! […] Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk zurück! […] Der Künstler ist eine Steigerung des Handwerkers.“ (Quelle: Walter Gropius in Manifest des Bauhauses)
Die Kurzführung dauerte 30 Minuten und gab einen guten und prägnanten Überblick über die Entwicklung und das Schaffen der Bauhaus Künstler. Dr. Nicole Birnfeld führte sehr gut in das Thema ein und zeigte einen kurzen Abriss über das Bauhaus auf. Für eine tiefgreifende und in viele Bereiche des politischen, sozialen und gesellschaftlichen Lebens des frühen 20. Jahrhunderts rein reichende künstlerische Institution reichen 30 Minuten sicherlich nicht aus. Das ist klar. Aber eine Annäherung an das Bauhaus war es eindeutig. Auch Nicht-Kunstkenner und Besucher, die mit dem Bauhaus nicht viel verbinden konnten, fanden so den Zugang und sind nach der Führung über die wichtigsten Fakten informiert. In dem Workshop konnten die Teilnehmer dann ihrer Kreativität freien Lauf lassen und aus verschiedenen schlichten Elementen eine Kette oder eine Brosche zusammenstellen.
Wer die Ausstellung in Bonn noch sehen will, kann dies bis zum 14. August 2016. Es ist sehr zu empfehlen und hoffentlich gibt es im nächsten Jahr wieder ein ähnliches Angebot zum Muttertag! Meiner Mutter hat es nämlich sehr gut gefallen, auch wenn sie nicht so kunstbegeistert ist wie ich.
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