„Tintoretto – a star was born“ im Wallraf- Richartz Museum, Köln

Der Name Jacobo Robusti ist zunächst einmal unbekannt. Wird jedoch der Name Tintoretto hinzugefügt, entsteht ein Zusammenhang. Jacobo Tintoretto gehört zu den großen italienischen Malern des 16. Jahrhunderts. Der Name Tintoretto bedeutet übersetzt „das Färberlein“ und ist von dem Beruf seines Vaters her abzuleiten. Daher ist er in der Kunstgeschichte unter dem Namen Jacobo Tintoretto oder einfach nur Tintoretto bekannt.

Das Wallraf- Richartz Museum in Köln widmet nun dem venezianischen Maler zu seinem 500. Geburtstag eine große Ausstellung mit dem Titel „Tintoretto – a star is born“. Gezeigt wird das Frühwerk des Künstlers und ist bis zum 28. Januar 2018 in Köln zu sehen. Im Anschluss geht die Ausstellung in das älteste Museum Frankreichs, dem Musée du Luxembourg in Paris. Im Wallraf-Richartz Musem trifft Tintoretto auch auf Konkurrenten und Vorbilder wie Jacopo Palma il Vecchio, Andrea Schiavone, Paris Bordone und Francesco Salviati, eng verknüpfte Bilder werden gezeigt und in Bezug zu Tintoretto gestellt.

Jacopo Tintoretto, Abendmahl in Emmaus, um 1543, Öl auf Leinwand, 156 x 212 cm, Szépmüvészeti Múzeum / Museum der Bildenden Künste, Budapest. Foto: © Szépművészeti Múzeum / Museum of Fine Arts Budapest

 

Tintoretto, der ca. 1518 oder 1519 (ein genaue Bestimmung ist möglich) geboren wurde und 1594 in Vendig starb, zählte zu den produktivsten und einflussreichsten Malern seiner Zeit. Er war unermüdlich in der Akquise, unermüdlich neue Aufträge für sich zu bekommen, auch wenn er nur die Kosten für die Materialien erstattet bekam. Die Ausstellung in Köln zeigt eindrücklich den Ideenreichtum des jungen Malers und präsentiert daneben auch neue Forschungsergebnisse. So kann zum Beispiel ein Porträt jüngst Tintoretto zugeschrieben werden, das ursprünglich Annibale Carraci galt, „Bildnis eines Mannes“, im Palazzo Pitti in Florenz. Tintoretto wollte malen, malen und malen. Er war sehr ehrgeizig und getrieben von Kreativität, unwichtig ob am Ende das finanzielle Auskommen stimmte. Er bestückte Kirchen, Paläste und genossenschaftlichen Versammlungshäuser. Entsprechend dieser Ausstellungsmöglichkeiten und Präsentationen waren Tintorettos Gemälde von einem großen Format, meist quer, geprägt.

Jacopo Tintoretto, Der Sündenfall, um 1551/52, Öl auf Leinwand, 150 x 220 cm, Gallerie dell’Accademia, Venedig. Foto: © bpk / Alinari Archives / Magliani, Mauro for Alinari

 

Er war bescheiden, kein Malerfürst, auch wenn er Reichtum erlangte durch die Heirat mit einer höher gestellten Frau und seiner Malerei, er blieb bodenständig. Sein Geld steckte in seinem Haus, das Platz für seine Familie bot, und in seiner Werkstatt, in der er die großen Formate umsetzen konnte. Das einfache Leben prägte ihn, einfache Menschen inspirierten ihn, es war dieser Unterschied eines angesehenen und wohlhabenden Lebens zu einem Einfachen und Armen, das ihn antrieb, weiter zu malen. Einfache Menschen finden sich auch immer wieder in seinen Gemälden.

Tintoretto bearbeitete sowohl religiöse als auch allegorische Themen. Erotische Gemälde und auch Porträts finden Platz in seinem Werk. Zudem fertigte er Zeichnungen, Graphiken und Skulpturen an, dies verdeutlicht sein weites Feld des Schaffens von Kunst. Die Ausstellung in Köln konstatiert wie Tintorettos Frühwerk einen Weg in eine neue Zeit der Malerei wies, es zeigt voraus auf die skizzenhafte Malerei eines Frans Hals oder die psychologischen Hintergründe der Werke eines Théodore Géricault. Wichtig war Tintoretto zudem der narrative Aspekt, er wollte eine Geschichte erzählen. Jean-Paul Sartre betitelte ihn später als „ersten Filmregisseur“, denn Jacobo baute in seinen Werken Bühnenbilder, er schuf Theater mit verschiedenen Darstellern und Szenen, verknüpft zu einem großen Ganzen. So gab er aber auch soziale, religiöse und gesellschaftliche Spannungen seiner Zeit wieder und dokumentierte das politische Zeitgeschehen. Glanz und Elend einer Großmacht, Venedig, das unterging.

Jacopo Tintoretto, Der Musikwettstreit zwischen Musen und Pieriden, um 1555, Öl auf Holz, 46 x 91 cm, Museo di Castelvecchio, Verona. Foto: © Umberto Tomba

 

Die Handschrift Jacobos Malerei spiegelte den Stil Venedigs des 16. Jahrhunderts wieder, zu einer Zeit, in der Venedig noch die Stadt der Schönheit und der Künste war. Der Einfluss Tizians, auch in Venedig ansässig, besonders der Hell-Dunkel-Kontrast, ist spürbar, so wird auch vermutet, dass Tintoretto einige Jahre in dessen Werkstatt arbeitete und lernte. Die Lichtdarstellungen und Schattenwürfe lassen dies vermuten. Er sagte einst: „Von Michelangelo die Zeichnung, von Tizian die Farbe“. Danach kann beurteilt werden, dass beide Künstler seine Vorbilder waren, Michelangelos Zeichnungen und Tizians Farbgestaltung. Ab ca. 1540 war Tintoretto Teil der Entwicklung des Manierismus, einer Kunstgattung, die durch überzerrte Gliedmaßen und neue Perspektiven im Raum gekennzeichnet war. Tintoretto malte, wie es die Realität vorgab, so überprüfte er zum Beispiel einige Posen an Modellen oder übernahm seine an Bühnenbilder erinnernden Architekturkompositionen aus den Theatern Venedigs. Seine Bilder scheinen immer in Bewegung, die Dargestellten sind in Bewegung und die Umgebung bietet Freiräume. Das Räumliche ist etwas, das der Betrachter heute in den Bildern dieser Zeit, vor allem aber bei Tintoretto bewundert. Die Räume sind geöffnet, es erstrecken sich dem Betrachter immer wieder Neue. Das Räumliche zeigt zudem die Veränderungen in der Wahrnehmung, die Zentralperspektive wurde zunehmend aufgelöst. So wirken Tintorettos Bilder realer, echter, die theaterhafte Inszenierung könnte zum Leben erwachen. Es gab in seinen Bildern daneben auch keinen Herrscherblick, das heißt keinen Blick aus einer erhöhten Position. Die Perspektive ist auf Augenhöhe mit dem Betrachter. So stellt Tintoretto Machtverhältnisse immer wieder in Frage.

Jacopo Tintoretto und Werkstatt, Salomo und die Königin von Saba, um 1546–1548, Öl auf Leinwand, 151 x 238 cm, Bob Jones University Museum and Gallery, Greenville, South Carolina. Foto: © Bob Jones University Collection

 

Der Meister malte direkt mit Öl auf die zuvor mit brauner Ölfarbe grundierte Leinwand und erschuf so eine klare Leuchtkraft. Das Bild wurde transparenter. Frauendarstellungen bekamen bei dem venezianischen Maler eine bedeutende Rolle. Er malte Verführerinnen, aber auch Opfer sexueller Gewalt, Heldinnen, Huren, Musen, Mütter und Töchter. Die Frau rückte in den Vordergrund. Dachte Tintoretto hier an sein weibliches Publikum? Oft erscheinen die dargestellten Frauen auch in einer Ambivalenz, sie bewegen sich so beispielsweise zwischen Sinnlichkeit und Frömmigkeit, zwischen Mut und Harmlosigkeit.

Jacopo Tintoretto, Porträt einer jungen Dame, um 1553, Öl auf Leinwand, 103 x 79 cm, Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed, Amersfoort. Foto: © The Cultural Heritage Agency of the Netherlands

 

Tintorettos Ausstellung in Köln ist ein sehenswerter Auftakt und zeigt den Beginn seines Schaffens. Nicht nur kunsthistorisch interessant, sondern auch gesellschaftlich, denn der Wandel der Zeit wird dem Betrachter hier vor Augen geführt. Übertragbar oft auch in unsere heutige Zeit.

 

 

 

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